Die Weihnachtsoblate

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Die Weihnachtsoblate: Zeichen der Liebe, der Freundschaft und der Versöhnung!

 Nach dem Kriegsende brachten Vertriebene aus Ostpolen ihre Bräuche und Traditionen nach Schlesien mit. Zwei fremde von Wirren des Krieges tief getroffene Volksgruppen trafen aufeinander. Sie mussten lernen, einander anzunehmen und zu verstehen. Die heimischen Schlesier öffneten sich vorsichtig, als ihnen die Fremden aus dem Osten vor Weihnachten eine dünne Weißbrotflocke im Umschlag vorbeibrachten, verbunden mit besten Wünschen zum Fest. Langsam übernahmen die Schlesier diesen guten Brauch, schenkten sich auch gegenseitig die gesegnete Oblate und teilten sie an Heiligabend, während sie sich gute Wünsche zusprachen, sich umarmten und manchmal mit Tränen in den Augen gegenseitig um Versöhnung baten.

Die Weihnachtsoblate ist ein Symbol der Versöhnung und Vergebung, ein Zeichen der Freundschaft und Liebe. Das Teilen zu Beginn des Weihnachtsabends oder in den Folgetagen drückt den Wunsch aus, zusammen zu sein. Die Oblate, also eine Art gesegnetes „Brot“, betont auch den zeitlichen Charakter der Wünsche. Im Zusammenhang der Wünsche gibt es einen Hinweis auf das Vaterunser: Möge es uns nicht an „unser tägliches Brot…“ fehlen. Die Symbolik der Oblate will uns dazu anleiten, wie gutes und teilbares Brot zu sein. Gesegnete Oblaten sind keine geweihten Hostien, die in der heiligen Messe den Gläubigen gereicht werden. In einer geweihten Hostie glaubt die Kirche Jesus Christus gegenwärtig. Die heilige Kommunion ist der Leib Christi selbst. Eine gesegnete Oblate bleibt hingegen Brot und ist doch als Zeichen dazu bestimmt, den Wunsch nach Frieden und Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.

Die Tradition, die Oblate (lateinisch Oblatum: Opfergabe) zu brechen, hat ihre Wurzeln in den ersten Jahrhunderten des Christentums. Anfangs war es nicht mit Weihnachten verbunden, es war ein Symbol der geistlichen Gemeinschaft der Mitglieder der Gemeinschaft. Mit der Zeit wurde Brot zur Heiligabendmesse gebracht, das gesegnet und geteilt wurde. Besonders in Italien, Slowakei, Ukraine oder Polen ist der Brauch weit verbreitet.

Heute gehören viele Menschen aus Osteuropa zu uns im Schaumburger Land. Sie suchen bei uns eine neue Heimat und bringen doch ihre Bräuche mit. Und wir sehnen uns auch mit Christen anderer Konfessionen und unterschiedlicher Kultur gerade in der Weihnachtszeit nach mehr Gemeinschaft, Nähe und Verständnis. Wäre da die gesegnete Oblate nicht eine wunderbare Geste und das Geschenk auf unseren Tischen, in unseren Häusern, wenn wir mit Verwandten, Freunden und Nachbarn zusammenkommen.

Ich lade Sie ein, im Advent eine Weihnachtsoblate im Pfarrhaus unserer Pfarrgemeinde abzuholen. Sie können dabei eine Spende für unsere Jugendarbeit abgegeben. Die Oblaten werden am 1. Advent im Gottesdienst gesegnet. Unsere Sekretärin freut sich auf Ihren Besuch und Ihre Anfrage.

Um Menschen aus Ost und West in unserer Kirche im Schaumburger Land noch mehr zu integrieren und zueinander zu führen, laden wir Sie zu einer heiligen Messe mit polnisch und deutsch gesungenen Weihnachtsliedern ein (Kolędy) Diese heilige Messe, in der auch die Fürbitten in verschiedenen Sprachen gebetet werden, feiern wir am

Samstag, 30. Dezember 23, 18.00 Uhr

in St. Josef, Obernkirchen (Rathenaustr. 7)

Wir begrüßen im Gottesdienst die St. Elisabeth-Band aus Salzgitter, die vorwiegend aus schlesischen Spätsausiedlern besteht. Die Gruppe wird mit und für uns viele Weihnachtslieder deutsch und polnisch singen. Die Kollekte ergeht an das „Haus der Zuflucht“ in Brasilien, ein Kinderkrankenhaus, das von der ehemaligen Gemeindereferentin Dietlind und José da Silva aus Salzgitter betreut wird. Wir bitten Sie schon jetzt um eine großzügige Spende. Im Anschluss an den Gottesdienst sind Sie zu einer weihnachtlichen Begegnung im Pfarrheim eingeladen.

Nehmen Sie auch das Licht von Bethlehem, das ab 3. Adventssonntag in unseren Kirchen stehen wird, in einer Laterne mit nach Hause.

Ihnen allen gesegneten und friedvollen Advent:

Ihr Pfr. Markus Grabowski